Ich weiss nicht, ob ich im Hinterhof eines Stadthauses wohnen möchte. Vorgestellt habe ich mir das immer total romantisch. Ruhig. Fernab der Hauptstrasse und doch mittendrin. Gemütlich mit Baum vor dem Fenster, kleinem Garten vor der Tür. Efeu an der Fassade, still, friedlich, und völlig privat. Der Ausbau einer kleinen Werkstatt, von denen es früher so viele in städtischen Hinterhöfen gab, war für mich immer der Inbegriff von Stadtidylle. Irgendwie zauberhaft und paradiesisch.
Bei unserem letzten Besuch in Wien haben wir dann in einem umgebauten Hinterhofgebäude für kurze Zeit gewohnt. Und wurden eines Besseren belehrt. Es gibt tatsächlich gravierende Unterschiede zwischen Hinterhof und Hinterhausidylle.
Keine Frage – es war toll. Und aufregend. Und abenteuerlich. Vor allem die Lage ist ein riesiger Pluspunkt. Raus aus dem Haus und mitten im Trubel der Stadt.
Was man bei aller Romantik aber gerne vergisst. Hinterhof bedeutet manchmal Durchgangsverkehr. Und zwar direkt vor dem eigenen Fenster. Zumindest war es bei uns der Fall.
Alle Hausbewohner gingen an unserem Fenster vorbei. Jeder Lieferant, jeder Besuch, einfach alle. Die Mülltonnen standen direkt gegenüber unseres kleinen Lofts. Man musste umständlich durch zwei Tore und eine Haustür, um überhaupt anzukommen. Parkplätze Fehlanzeige.
Die Einkäufe schleppt man mitten in der Stadt mal gut und gerne gefühlt ewig. Denn mal kurz vor der Tür stehen bleiben und ausladen ist im Hinterhof einfach unmöglich.
Es war laut, stickig, unglaublich warm und alles andere als privat.
Und Fenster auf war keine Lösung. Klimaanlage an aber auch nicht.
Unseren Plan, mitten in der Stadt ins Erdgeschoss zu ziehen, war nach diesem Aufenthalt gestorben.
Und doch war diese kurze Zeit ganz zauberhaft. Etwas ganz besonderes. Irgendwie.
Aber bloss nicht auf Dauer. Schade.
Entzaubert wurde meine Idee vom Wohnen im Hinterhof in einer alten umgebauten Werkstatt zwar nicht, aber ob es eine wirklich gute Idee wäre bezweifle ich mittlerweile dann doch. Jedenfalls ist Probewohnen vorher durchaus ratsam.
Wieder was dazugelernt.
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