Ein bisschen Coronakater oder wieso vernünftig sein manchmal echt schwierig ist.
Die Welt dreht sich weiter. Manchmal kann man es fast nicht glauben. Trotz Coronapandemie.
Gestern waren wir draussen im Park. Im Novembersonnenschein. Mit einem Eis in der Hand. Wir dürfen das. Denn noch ist keine Ausgangssperre. Gerade ist alles noch erlaubt. Ob es jedoch vernünftig ist, bleibt jedem selbst überlassen. Wir brauchten jedenfalls einfach frische Luft und dieses Gefühl von “alles ist gut”. Wir wissen natürlich, dass es das nicht ist. Aber man wird ja wohl noch ein bisschen träumen dürfen.
Es war einer dieser Wettertage, an denen es so vor sich hin sonnt. Obwohl Herbst ist und die Berge bereits von Frau Holle mit Puderzucker bestreut wurden, hat man an Tagen wie diesen oft das Gefühl, es war ein bisschen Sommer übrig und der musste noch raus. Die Vögel zwitscherten irgendwas. Ich hab ehrlich gesagt nicht richtig zugehört aber es schien, als unterhielten sie sich einfach nur fröhlich über dies und das. Zwitscher-Smalltalk. Schätze, sie wissen nicht viel von der Pandemie. Im Gegensatz zu uns.
Der Park ist zauberhaft dekoriert. Im November wird aus dem Park ein Lichterpark. So ist es zumindest gedacht. Eichhörnchen, Füchse, Rehe und Hirsche stehen schon bereit. Sogar ein Elefant ist angereist und ein Nashorn haben wir auch entdeckt. Es hatte sich in den Büschen versteckt. Wir stellen uns mit unserem Eis in der Hand gerade vor, wie es wohl aussehen wird, wenn es dunkel ist und all die zauberhaften Geschöpfe dann vor sich hin leuchten. Es wird zauberschön. Ganz bestimmt sogar. Man kann es jetzt schon sehen.
Wir gehen also so durch den Park und freuen uns insgeheim auf das, was da im November kommen wird. Wir haben sogar einen Glühweinstand entdeckt. Natürlich noch geschlossen, und wahrscheinlich wird das Prozedere, einfach nur einen Glühwein zu bestellen und vor Ort trinken zu dürfen, etwas unständlich, ein bisschen abenteuerlich und mit Sicherheit auch gewöhnungsbedürftig. Maske, Registrierung, Desinfektion. Wir haben uns zwar ab alles gewöhnt und vergessen es manchmal doch fast ein wenig. Aber Glühweinkonsum mit Mindestabstand zu allem was atmet und auch nur ansatzweise lebt kriegen wir hin. Und es wäre auch nicht schlimm. Denn wir könnten einfach nur so im zauberhaften Hofgarten stehen, um uns herum überall Abstandsmenschen, und wir könnten uns ein ganz kleines bisschen so fühlen, als wäre früher.
Draussen nur Kännchen. Wir nehmen gleich zwei.
Lieber November. Es wäre so schön gewesen. Wenn wir dürften was wir gerne wollten. Wir würden ganz viel gucken, wir wären ein wenig Glühweinselig, wir würden die Bäume umarmen, mit den dicken Schuhen durch die Blätter rascheln und wir würden mit Leuchteaugen Funkelwesen bestaunen. Stattdessen sitzen wir zuhause.
Trees and Leaves und ein Lockdown light.
Draussen färben sich die Bäume bunt. Blätterteppiche machen die Welt gemütlich. Hygge in der Landschaft. Es ist schön, aber richtig geniessen kann man es nicht. Ein Lockdown hatte sich schon lange angedeutet, wir haben Karl Lauterbach brav zugehört und waren somit immer aufs schlimmste vorbereitet, aber wenn es dann soweit ist, ist es doch nochmal etwas anderes. Tagsüber dürfen wir allerdings raus und gucken. Es ist ein Lockdown light. Aber abends wird das nichts. Wir müssen zuhause bleiben. Haben ein bisschen Hausarrest. Dabei waren wir brav. Zumindest viele von uns. Einige jedoch nicht. Wie üblich. Ausreisser muss es wohl immer geben. Und deswegen bleibt uns jetzt im November nichts anderes übrig, als davon zu träumen, wie es wäre, abends im Lichterpark einen Glühwein zu trinken und verzaubert zu sein.
Aber wer weiss. Wir bleiben vorsichtig optimistisch. Vielleicht sehen wir uns ja doch bald. Denn vielleicht ist im Dezember ja alles irgendwie wieder ein wenig besser. Das wäre schön. Bis dahin bleiben wir einfach mal guter Dinge, machen es uns zuhause gemütlich und trinken einfach schon mal ein Glas Glühwein. Oder ein Kännchen.
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