NIKO-LAUSIGE ZEITEN: “Same procedure as every year… ” Denkste!

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Wie geht das eigentlich mit dem “wie immer”, wenn gerade alles anders ist?

Okay Weihnachtszeit. Ich fürchte, dieses Jahr haben wir ein Problem. Wir dürfen nicht zusammen sein. Also dürfen tun wir schon. Allerdings nicht so wie sonst und immer, sondern nur so anders. Denn wir haben irgendwie ein bisschen Stubenarrest. Obwohl wir brav waren, dürfen wir nicht draussen spielen. Und das ist gut so. Wir wollen schliesslich, dass irgendwann wieder alles gut wird. Und dennoch ist dieses Jahr diese Vorweihnachtssituation echt ganz schön seltsam.

Dabei würden wir natürlich so gerne raus. Glühwein trinken, gebrannte Mandeln essen, Menschen treffen. Dieses Jahr ist die Weihnachtsstimmung besonders ausgeprägt. Klar. Erst wenn man etwas verloren hat merkt man, dass es fehlt.
Es ist doch immer dasselbe.

Und sonst so? Katerstimmung! Genauer gesagt Weihnachtsstimmungskater.

Eigentlich ist das mit der Weihnachtsstimmung ja nichts neues. Es gibt zwischendurch schliesslich immer wieder mal so Jahre, da will die Stimmung nicht so richtig aufkommen. Und man weiss gar nicht so recht, wieso. Man hat einfach keine Lust auf Familienfeste, Stress, Diskussionen, Konsum, fettiges Essen und geheuchelte Freude über besonders doofe Geschenke, die einfach mal zu 100 Prozent an der eigenen Vorstellung von Sinnhaftigkeit vorbeigedacht wurden.
Da gestaltet sich alles schwieriger als sonst. Der Kaufrausch geht einem auf den Zeiger. Zündende Geschenkideen sind gerade aus. Und der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt schmeckt so beschissen wie er teuer ist. Es gibt sie, diese Weihnachtszeit, die man am liebsten abblasen würde.

Und dann gibt es Zeiten, so wie jetzt, da wünscht man sich genau all das zurück. Das Blöde, das Nervige, das Überteuerte und das Stressige. Die gute alte Zeit. Die anspruchsvolle, leicht nervig verkorkste Verwandtschaft mit all ihren Macken. Konsum- und Glühweinrausch. Einfallslose Socken und Krawatten unterm Weihnachtsbaum. Man wünscht sich überteuerten Glühwein, nasse Füsse am Glühweinstand, unfreundliche Standbetreiber, die das mit der Freundlichkeit nicht so wirklich verstanden haben und ihren Job am Glühweinausschank aus unerfindlichen Gründen gewählt haben. Diejenigen, die einem gerne dieses Gefühl von “du nervst” schenken und das mit dem Lächeln nicht drauf haben. Diese Sorte Budenbesitzer, die nur profitorientiert denkt und lästige Kunden blöd finden.

Es gibt sie, diese Momente, so wie jetzt, da wünscht man sich selbst die Arschlöcher zurück. 

Nur einmal eine völlig überteuerte gruselige Bratwurst in der Hand zu halten, mit glibberigem Senf und einem Brötchen, das letzte Woche Donnerstag vor dem Einfrieren schon nicht mehr frisch war. Das wünscht man sich. Man würde dieses Jahr wahrscheinlich fast etwas sentimental die geschätzten 6,90 Euro für eine fettige Wurst vom unfreundlichen Wurstbrater anstandslos bezahlen und dabei den Ärger über die Wucherwurst mit lauwarmem Glühwein, der immer ein bisschen nach Spülmittel schmeckt und dennoch in einer schlecht ausgewaschenen Tasse mit Lippenstiftresten desinteressiert vom Aushilfspersonal auf die Theke geknallt wird, glücklich lächelnd runterspülen und dabei alles prima finden.

Denn dann wäre, wenn es so wäre, alles genau so wie immer.

Aber genau dieses “immer” dürfen wir dieses Jahr einfach nicht. Weil wir vernünftig sind und weil wir schlau sind. Und das macht Weihnachten sehr anders und ein wenig seltsam. Dabei war dieses immer und dieses “normal” ja gar nicht so toll. Vielleicht ist es eine tolle Möglichkeit, Dinge neu zu überdenken, neu zu bewerten. Und einfach mal in sich zu gehen.

Allerdings ist das leichter gesagt als getan für all die Menschen, die alleine sind. Einsamkeit ist kein guter Gesellschafter. Schliesslich ist nicht jeder von uns sich selbst genug. Dieses Weihnachten wird definitiv anders. Und uns wahrscheinlich für alle Zeiten verändern.

Abstand halten bitte!

Um den vielen Abstandsregeln zu entkommen und gerne zuhause zu sein, haben wir es uns einfach daheim ziemlich gemütlich gemacht. Wir hatten dafür ja auch genügend Lockdownzeit. Die Deko klimpert bereits seit Mitte November in allen Ecken. Regale fühlen sich hübsch, geschmückt mit allerlei Gedöns und Gebimmel wie Bäumen und Lichterketten. Überall stehen Kerzenhalter und Teelichter. Wie gut, dass wir dieses Jahr beim Schweden rechtzeitig beherzt zugegriffen hatten. Wir hatten wohl bereits so eine Vorahnung.
Überall in der Wohnung riechts nach Zimt und Vanille und auch ein kleines bisschen nach Marzipan. Zugegeben, auch nach Weihrauch. Wir haben da mal was abgefackelt. Das lag vom letzten Jahr noch in der Schublade. Es hat etwas gequalmt und unser Feuermelder war ganz knapp davor, Weihrauch ziemlich blöd zu finden und entsprechend zu protestieren. Aber was tut man nicht alles, um die Geister des Jahres zu vertreiben. Also nur die doofen. Die netten dürfen natürlich bleiben. Und trotzdem fehlt was. Auch wenn zuhause alles schön ist. Ready to Party. Quasi. Mit Abstand zum Bauchgefühl.

Weihnachtszeit ohne Weihnachtsmarkt und die Frage, die sich dieses Jahr dabei nicht stellt: Will ich das?

Was fehlt ist der Weihnachtszauber. Der, den man auf Weihnachtsmärkten findet. Adventszeit ist Glühweinstandzeit. Die Stadt, wenn sie mit Lichtern geschmückt stolz vor sich hinglitzert, überall nach Glühwein und Bratwurst und etwas ranzigem Fett duftet, hat dieses ganz besondere Flair. Und es fühlt sich an, als würde jede Sekunde ein Rauschgoldengel um die Ecke biegen. Gut, der Gedanke ist jetzt vielleicht ein wenig überzogen und mag daran liegen, dass der vierte Glühwein, diesmal mit Schuss, dann vielleicht doch der eine zuviel war. Aber was solls. Weihnachten ist schliesslich nur einmal im Jahr.

Krautkiachl lassen einem den Bauch rumoren, weil sie vor Fett nur so triefen. Der unfreundliche Krautkiachlverkäufer bleibt noch eine Weile in Erinnerung, weil er dieses Jahr ausgesprochen unfreundlich war. Unfreundlicher als der Glühweinstandbetreiber. Die Kiachl selber schmecken nach Fett, das Kraut schafft es nicht, dagegen anzukommen. Aber egal. Wir würden alles dafür geben, uns anstellen zu dürfen, vor uns jemand, der rumhampelt, drei quengelige Kinder die ihre Erziehungsberechtigten erfolgreich ignorieren, hinter uns in der Schlange einer, der uns ständig in die Hacken tritt. Jeder schubst und rempelt. Jeder will Erster sein. Die Standbudenbesitzer sind unmotiviert wie eh und je. Fertigen jeden Gast wie ein lästiges Übel ab. Verdrehen genervt die Augen, wenn man nicht gleich weiss, was man möchte oder nicht kapiert, dass man nicht einfach bestellen darf, sondern ein Krautkiachlticket kaufen muss, mit dem man sich nach dem Anstehen eine Freifahrt in der nächsten Schlange sichert. Wie egal uns das alles wäre, wenn wir nur dürften. Wollen wir irgendwie aber nicht. Dürfen wir auch nicht. Findet alles nicht statt. Fällt aus wegen Virus.

Ob wir nächstes Jahr alles vergessen haben werden? Und uns wieder ärgern, dass alles teuer ist, nicht gut schmeckt und wir unfreundlich abgearbeitet werden? Oder ob alles wohl anders sein wird? Weil jeder froh ist, dass wieder “immer” ist? Ich bin gespannt.

HoHoHo! Hey. Morgen ist Nikolaus.

Hier in Österreich ist das einen Tag früher, am 5. Dezember. Aber daran kann ich mich irgendwie nicht so richtig gewöhnen. Der fünfte ist für jemanden, der mit deutscher Tradition aufgewachsen ist, der Tag vor Nikolaus. Peng. Aber da ich ja jetzt in einem anderen Land mit anderen Gepflogenheiten leben, meine Wurzeln aber nicht ganz vergessen kann, feiere ich Nikolaus einfach an zwei Tagen. Auch egal. Zumal ich so zwei Tage ohne schlechtes Gewissen Schokoladennikoläusen die Klamotten vom Leib reissen darf. Gutes Fest. So mag ich das.

Dieses Jahr werde ich dem Schokomann, ich meine damit eine Figur aus Schokolade, nichts rassistisches oder irgendwas mit Hintergedanken, meine Güte, an was man nicht alles denken muss.
Nochmal. Räusper. Ich werde also dieses Jahr diesem formschönen Produkt aus Schokolade in Nikolausoptik mit Wehmut in den Hintern beissen. Einfach, weil ich niemanden dazu einladen darf. Ich werde mit dem Mann, der hier wohnt, alleine Glühwein trinken, wir werden alle Kalorien unter uns Zweien aufteilen, die Vanillekipferl im Glas werden nur deswegen leer, weil wir sie alle selber fressen. Wir können uns nicht darüber aufregen, dass der Besuch versoffen ist und die vier Flaschen Glühwein, die wir extra besorgt hatte, den guten natürlich, nicht den billigen, wieder einmal zuwenig waren. Wir werden nicht mit allerlei Alternativgetränken hintenraus stückeln müssen. Und es wird trotzdem schön sein. Weil wir uns haben. Man glaubt übrigens gar nicht, was man alles warm saufen kann, wenn man schon einen im Tee hat. Wir haben da einiges an Erfahrung im Selbstversuch. Gintonic ist noch die beste Idee. Baileys geht warm mit Zimt und Sahne auch immer. Aber nicht empfehlen kann ich, und ich spreche aus leidvoller Erfahrung, pickepackesüssen Amaretto. Das macht man genau einmal. Nicht, dass das Gesöff nicht schmecken würde. Aber der nächste Tag gestaltet sich etwas eintönig und findet hauptsächlich im Bereich der Keramikabteilung statt. Wenn man Glück hat, schafft man es zwischendurch, die eingeworfenen Kopfschmerztabletten auch zu verstoffwechseln. Dann gehts. Das bleibt uns dieses Jahr erspart. Hoffentlich. Auch schön.

6december

Lieber Nikolaus, auch wenn du dieses Jahr nicht kommst, wir waren brav!

Wobei ich ja gestehen muss, dass der letzte Nikolauskontakt durchaus unfassbar lange her ist. Um genau zu sein war das im Kindergarten, ich war 3 Jahre alt. Der Nikolaus sass auf einem Stuhl neben einem Weihnachtsbaum, geschmückt mit allerlei selbstgebastelten Kindergartenbasteldingen. Der Stuhl mit dem Nikolaus drauf stand gut sichtbar im Raum und wirkte durchaus bedrohlich. Der Bartmann darauf guckte ernst in ein Buch auf seinem Schoss und wusste meiner Meinung nach viel zu viele Dinge, die ihn nichts angingen. Neben ihm stand ein optisch ungewaschener Mann mit Sack und Rute. Es war ein kleines bisschen unheimlich und durchaus einprägsam und leider auch nachhaltig. Denn danach wollte ich mit der Sache Nikolaus nichts mehr zu tun haben. Stiefel vor die Tür stellen war gerade noch so ok. Aber noch einmal diesen zwei Männern begegnen, das wollte ich nicht mehr. Nach dieser einen Begegnung lehnte ich künftig doch höflich aber bestimmt ab, wenn es um die Frage ging, Nikolausbesuch ja oder nein. Ich gehöre seitdem eher zum Team Santa Claus, präferiere den Weihnachtsmann und lasse den Herrn Nikolaus mit seinem zwielichtigen Begleiter grundsätzlich etwas an mir vorbeiziehen.

Ich hoffe dennoch, ihr habt nicht vergessen, eure geputzten Stiefel vor die Tür zu stellen! Sofern ihr auch brav wart. Sonst lohnt sich der Aufwand ja nicht.

Wenn es um die Coronamassnahmen geht, waren wir dieses Jahr überbrav. Das heisst, meine Stiefel müssten fast platzen vor lauter voll. Aber ich schätze, das wird dieses Jahr nichts, wenn ich mich nicht selbst drum kümmere.

Ich habe mal zur Vorsicht ein paar Schokonikoläuse extra gekauft. Für den Fall, dass alles anders ist. Wenn man aber auch nicht alles selber macht.

Habt einen schönen Tag  🎅🏼🌲🧦

honestly, why not?

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