Nicht vom Beckenrand springen!

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Was Abenteuer anbelangt bin ich sehr bescheiden. Ganz einfach:
Ich brauche keines. Ich wäre nicht die erste die “Hier” schreien würde wenn es darum ginge, etwas abenteuerliches erleben zu wollen.
Ich brauche keinen Kick.
Bin kein Adrenalinjunkie.
Mir fehlt nichts.
Ich muss mich nicht auspowern.
Brauche kein Ventil um Dampf ablassen zu können.


Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die sich mit sich selbst beschäftigen kann. Ich langweile mich eigentlich nie wirklich. Ich kann stundenlang einfach nur sitzen und denken. Und habe dabei nie das Gefühl, dass ich mir zu wenig bin. Im Gegenteil.
Ich finde künstlich auferlegten Freizeitstress total stressig. Das entspannt mich weder noch gibt es mir die nötige Energie. Ich kann da nix auftanken und ich weiss nicht so recht, warum ich mich mit irgendetwas auspowern sollte.

Ich bin ich und ich bin da und das ist eigentlich gut so.
Dabei habe ich überhaupt nichts gegen Sport. Finde Menschen mit Ambitionen, Hobbys, Vorlieben für irgendetwas bewundernswert. Nichts davon will ich schlecht reden. Ich mag es nur nicht, wenn ich etwas machen soll weil irgendjemand behauptet dass man das so macht. Dass das generell für irgendetwas wichtig oder gut sein soll und wenn man es nicht macht macht man es falsch. Ich bin anderer Meinung. Aus dem einfachen Grund weil ich weiss, dass nicht alles für jeden gut ist. Und nicht alles für jeden das Richtige ist. Aber damit kommt man heutzutage nicht mehr weit. Ich weiss. 
Machst du nichts dann bist du nichts. Das scheint Allgemeingültigkeit zu haben. Ich finde diese Einstellung ehrlich gesagt ziemlich schrecklich .

Unsere Gesellschaft ist mir viel zu sehr von Zwängen und Vorgaben beeinflusst.

Du darfst dies nicht und das nicht aber sollst das andere unbedingt tun. Du musst dies und du musst jenes. Aber wenn dann genau so wie man es eben so macht. Weil es so ist. 
Wenn du nicht 5x am Tag eine Portion Obst und/oder Gemüse isst dann machst du was falsch. Wurde uns so lange vordiktiert bis jemand drauf gekommen ist, dass das eigentlich gar nicht die beste Idee ist. 
Wenn du zu viele Eier isst dann erhöht sich dein Cholesterin. Wurde uns jahrelang eingebläut. Das hat schliesslich eine Versuchsstudie in den 60er Jahren mit kleinen Hasen ergeben und das bleibt dann auch gefälligst allgemeingültig in Stein gemeisselt bis in alle Ewigkeit so. Basta.
Jahrzehntelang scheint dabei niemandem aufgefallen zu sein dass Hasen eigentlich gar keine Eier essen. Hatte einfach niemand bedacht. Oder hinterfragt. War aber anscheinend auch allen egal.

Und dafür gibt es unzählige Beispiele.
Spinat hat viel Eisen. Rechen- oder Kommafehler hin oder her. Sich Fehler einzugestehen ist keine Option.
Und Sudoku ist Gehirnjogging. Hat mal einer behauptet. Stimmt nur nicht. Wer gut in Sudoku ist ist einfach nur gut in Sudoku. Kein Happy End.

Intuition eher unerwünscht

Wir wissen mittlerweile alle, dass die allermeisten dieser ganzen auferlegten Zwänge Quatsch sind. Und leben dennoch in dem Glauben, dass wir Dinge nicht machen dürfen, wie es sich richtig anfühlt. Und dass wir andere Dinge nicht machen, weil man das eben einfach nicht macht. Weil die Nachbarn sonst was denken könnten. Oder weil die allgemeine Allgemeingültigkeit ein Veto einlegen würde, wenn wir Dinge anders machen wollten. Gesamtgesellschaftlich betrachtet ist das Verhalten eines Lemmings grundsätzlich zu bevorzugen. Da weiss man schliesslich dann, was man hat. Guten Abend!

Bitte alles im Takt

Bei mir tickt übrigens keine Uhr. Die hat nie getickt. Wieso sollte da auch was ticken? Es tickt höchstens nicht ganz rund bei denjenigen, die mit diesen Sprüchen um die Ecke kommen. Ein Leben ohne Kinder ist tatsächlich möglich und auch alles andere als sinnlos. Die Erfüllung des Lebens funktioniert auch ohne erfolgreiche Familienplanung. So schwer es manch einem auch fallen mag dies zu glauben. 
Oft habe ich das Gefühl, auch wenn es vielleicht etwas brutal klingen mag, dass sich manche nur deswegen für Kinder und Karriere und allem Pipapo entscheiden, damit sie in der Gesellschaft anerkannt werden, von sich behaupten können etwas geleistet zu haben, sich damit die Anerkennung der anderen erarbeitet zu haben und auch einfach, um beschäftigt zu sein und sich so nicht zu sehr mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen. Ein vollgestopfter Kinder-Karriere-Freizeit-Terminkalender lenkt schliesslich gut vom eigenen sonst womöglich als sinnlos erachteten Dasein ab. Dann doch lieber im selbstauferlegten Stress ersticken. Und laut über das eigene vollgepackte “Keine-Zeit-Leben” lamentieren. Dann hat man in der Gesellschaft auch gleich einen besseren Stand. Ich kann das alles nicht nachvollziehen. Ich seh das einfach anders. Denn wenn man es ganz genau betrachtet ist jeder Kinderwunsch indirekt ein Beitrag zur Überbevölkerung. Und wir sehen doch, dass wir nicht gut darin sind, zu viele zu sein.

Wachstum wächst uns schon lange über den Kopf

Wir haben nur einen Planeten. Und der schnauft bereits ganz schön an dem, was wir ihm zumuten. Ich denke, wir brauchen endlich ein Umdenken. Zu weniger, nicht zu mehr. Vor allem, was das Menschsein anbelangt. Inklusive uns selbst. 
Mehr Mensch macht nichts besser!

Aber die Gesellschaft hat andere Pläne. 

Solange dieses vermaledeite Wirtschaftswachstum als Naturgesetz angesehen wird, wird sich nichts zum Besseren ändern. Und auch wenn arme Menschen reicher werden und sich mehr leisten können, hat das am Ende ganz schön negative Auswirkungen. Denn nur weil ich im Schnitt vielleicht statt 1 Dollar am Tag 2 Dollar verdiene, habe ich auch nicht mehr Möglichkeiten. Verdiene aber statistisch betrachtet das Doppelte. Ich lass das jetzt einfach mal so stehen und jeder kann selbst mal kurz drüber nachdenken wie irrsinnig unser Denken eigentlich ist.

In diese Welt von heute Kinder zu setzen ist in meinen Augen sehr ambitioniert. Wo sollen diese Kinder denn mal leben, wenn sie gross sind. Wenn man sich selbst die Mietwohnung kaum noch leisten kann obwohl man zur Mittelschicht gehört. Wenn Wohneigentum utopisch teuer geworden ist.

Nicht jeder kommt mit genügend Startkapital auf die Welt. Der goldene Löffel braucht mittlerweile mindestens drei Säcke Puderzucker, damit man entspannt durchs Leben kommt. Dafür muss das Arschloch in das man diesen ganzen Zucker bläst übrigens ziemlich gross sein. Die Zeiten, als Kinder später mehr verdient haben als ihre Eltern damals sind doch längst vorbei.

Aber die meisten sehen das Problem einfach nicht. Wieso, läuft doch. Und wenn ich gross bin werde ich TikTok Star und Influencer. Irgendwer wird mich schon für den inhaltslosen Sch… bezahlen, den ich den lieben langen Tag so ins Netz blase.

Wer nicht mithält hat nichts verstanden.

Ist doch alles so einfach.

Fitnessinfluencer stellen nach einigen Jahren fest, dass das mit der Fitness allein doch nicht so rosig läuft wie gedacht, aber solange man damit Geld generiert, ist alles okay. Du musst nur täglich Sport machen und dich gesund ernähren, dann machst du alles richtig. Klappt bei mir selbst zwar nicht und eigentlich bescheiss ich mich jeden Tag selber, aber so what! Solang es irgendwer glaubt ist alles gut. Denkt der Influencer und influenced weiter vor sich hin. Content will schliesslich created werden. Auch wenn er bei seinen Fitnessübungen ständig an Schokolade denkt und eigentlich gerade wahrscheinlich viel lieber auf der Couch sitzen und rumgucken würde. 

I like what you like

Die Menschheit leidet an akuter Lemmingitis. Und merkt es nicht einmal. Hauptsache dazugehören und mitschwimmen. Ganz wichtig. Aber individuell. Mein Style. Ist zwar genau derselbe wie deiner und ich machte eigentlich auch dasselbe wie es alle anderen machen, aber egal. Solang es keiner merkt. Ganz nach dem Kredo: Lasst uns gegen den Strom schwimmen. Edgy wenn möglich. Und ganz idividuell. Wer kommt mit? Weil ohne Follower ist edgy sein ja auch blöd. Und ganz alleine den eigenen Style tragen generiert schliesslich keine Umsätze. Meinen persönlichen individuellen Style sollen schliesslich kaufkräftige Follower kaufen und nachstylen. Sonst verdien ich mit meiner inneren Inhaltslosigkeit ja nichts. Und irgendwer muss schliesslich von der Blödheit aller profitieren. Im Zweifel gerne jeder einzelne von uns. 
Das lässt sich dann mit Arbeitsplätzen ganz gut schön argumentieren. Und dem Wirtschaftswachstum. Das jedes Jahr natürlich weiter wachsen muss. Nicht dass wir irgendwann noch merken, dass unser verkorkstes und leider selbst erfundenes System die Ungleichheit ins unermessliche treibt und eigentlich längst zu kippen begonnen hat. Besser, keiner merkts. 

Gar nicht so einfach heutzutage, sich nicht an gesellschaftliche Normen und Regeln halten zu wollen, wenn man damit gleichzeitig so viel Geld wie möglich generieren kann. 

 

Ich spring dann mal vom Beckenrand.

 

 

honestly, why not?

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