Reis aus Blumenkohl? Was soll das denn Bitteschön wieder sein? Als ich davon das erste Mal gelesen hatte, musste ich echt nachdenken. Im ersten Moment irgendwie irreführend, diese Bezeichnung. Natürlich gibt es keinen Reis aus Blumenkohl. Unter Blumenkohlreis verstehe ich gekochten Reis, gemischt mit Blumenkohl. Eigentlich. Was daran neu sein soll erschliesst sich irgendwie nicht auf den ersten Blick. Aber die Content kreierende Foodblog-Community braucht natürlich ständig neue Ideen. Also wird aus Blumenkohl Reis. Dann klatscht man ein Paleo dahinter und ein vegan und glutenfrei obendrauf, und schon ist die Welt wieder bunt. Egal, ob wir dabei verwirrt zurückbleiben und uns ernsthaft fragen müssen, was an geschreddertem Kohl innovativ sein soll und wieso um alles in der Welt das dann auch noch Reis heisst. Ich mein ja nur.

Als ich das erste Mal von Blumenkohlreis gelesen hatte, dachte ich sofort an Risibisi. Kennt ihr das noch? Diese lustig klingende Kindheitserinnerung, die nichts anderes war als Reis mit Erbsen. Dann wird Blumenkohlreis wohl Reis mit Blumenkohl sein. Aber was war daran bitte besonders? Wobei, heutzutage wird ja aus allem ein neuer Trend gemacht, egal wie gewöhnlich die Idee eigentlich ist. Alles schliesslich nur eine Frage der “Instagramability.” Content will created werden.
Ein Blumenkohl ist ein Blumenkohl und wird auch nach dem Schreddern nicht von Zauberhand zu Reis. Ausser Harry Potter wohnt mit im Haus und hat seinen Zauberstab gerade zur Hand.
Dass Blumenkohlreis einfach mal so gar nichts mit handelsüblichem Reis zu tun hat, wurde mir spätestens dann klar, als ich einen unschuldigen Blumenkohl durch meine Küchenmaschine gejagt hatte. Geschredderter Blumenkohl ist nämlich auch danach immer noch Blumenkohl und sofort musste ich an die Füllung denken, die wir schon so oft für überbackene Zucchini gemacht hatten. Wir neigen nämlich schon lange dazu, aus allem, was der Kühlschrank an Gemüse noch so her gibt, eine Füllung mit Ei, Sahne und Käse zu machen, um irgendetwas damit zu füllen. Meist Zucchini. Resteverwertung steht bei uns seit Jahren hoch im Kurs. Und seit ich gesehen habe, dass Jamie Oliver alles mögliche an Gemüse mit Strunk und Stiel durch seine Küchenmaschine jagt, mache ich das auch immer so. Zumal so selbst ungeliebtes Grünzeugs plötzlich lecker wird. Sogar dieser Kohl. Also eigentlich keine schlechte Idee.
Blumenkohlreis ist wirklich keine Raketenwissenschaft.
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ber wie wir ja alle mittlerweile nur allzu gut wissen. Selbst aus den popeligsten Zutaten wird auf Instagram mit viel Liebe zur Übertreibung schnell mal ein superhippes Superfood.Und so wird dann auch aus geschreddertem Blumenkohl mal eben schnell eine Paleo-Beilage konstruiert, natürlich Low Carb und unbedingt Vegan. Wenn heute ein Rezept nicht mindestens glutenfrei, laktosefrei, vegan oder wenigstens vegetarisch ist, hat man sowieso etwas falsch gemacht. Natürlich darf man dabei die Nachhaltigkeit nicht vergessen, von klimaneutral und regional ganz zu schweigen. Ich weiss, das ist jetzt etwas voreingenommen. Und ich will wirklich auch nicht meckern. Aber es nervt schon etwas, wenn die einfachsten Dinge, die es eigentlich so schon immer gab, plötzlich als Innovation verkauft werden und unter neuem Namen einen wahren Hype erleben.
Nervig finde ich dazu entsprechende Überschriften der Art: “Wieso du Blumenkohl ab sofort besonders lieben wirst!” “7 Gründe, warum du auf dieses Gemüse umsteigen solltest!” “18 Gründe, warum Reis nicht so gesund ist, wie du denkst!” “Promi XY macht es vor und auch du wirst dieses Rezept lieben!” “Warum du dich nur noch Low-Carb ernähren solltest.” “8473 Gründe für Paleo, die einzige gesunde Ernährung!” “Wieso du bisher beim Kochen von Blumenkohl alles falsch gemacht hast.” ” 934859 Dinge, die du über Blumenkohl bisher noch nicht wusstest.” “Vegan ist das neue schwarz!”
Ernsthaft? Also ich finde das echt anstrengend. Hey. Hier geht es doch einfach nur um Blumenkohl!
OPEN GALLERYSo ist das aber wohl in Zeiten von Social Media. Da wird dann eben aus stinknormalem Gemüse schnell mal eben eine vegane Low Carb Beilage konstruiert. Wie Blumenkohlreis. Der natürlich weder Reis ist noch sich durch besonders spektakuläre vegane Eigenschaften auszeichnet. Achtung Spoiler: Egal was man damit macht, am Ende ist es immer noch Blumenkohl! Das wars. Gemüse. Sonst nichts. In der Regel immer vegan, ausser man vergisst, einen Wurm rauszupulen. Ist Gemüse von einem Feld, das der Bauer mit Gülle gedüngt hat, eigentlich überhaupt noch vegan? Ich wär mir da gar nicht mal so sicher.
Ist Blumenkohl Paleo?
Ähm wahrscheinlich, weil er kaum Kohlenhydrate enthält.
Ist Blumenkohl vegan?
Naja, Gemüse eben. Wenn das nicht vegan sein soll, dann weiss ich auch nicht. Ausser man isst einen Wurm mit.
Was ist mit vegetarisch?
Ja, ausser man füllt einen Hackbraten mit Blumenkohlreis oder wickelt den Blumenkohl in Speck.
Und glutenfrei?
Überraschung: Gemüse neigt dazu, glutenfrei zu sein. Ebenso laktosefrei.
Bio?
Der Blumenkohl ist Bio, wenn man Bio-Blumenkohl kauft.
Und was ist mit dem Klima? Ist Blumenkohl denn klimaneutral?
Er ist dann relativ klimaneutral, wenn man ihn vom Bauern ums Eck holt! Vielleicht. Denn eigentlich ist nichts mehr so wirklich klimaneutral. Auch der Bauer ums Eck fährt dicke Traktoren, ist meist stolzer Besitzer riesiger Fahrzeuge und grosser Höfe und beschäftigt nicht selten günstige Arbeitskräfte aus Ländern, denen es nicht so gut geht. Das kann man sehen wie man mag. Kritisch darf man jedoch sein. Er spritzt manchmal, düngt bestimmt und er atmet. Also was ist heute wirklich klimaneutral. Eigentlich nichts. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Und was ist mit der Regionaliät?
Die Frage ist nicht ernst gemeint, oder doch? Regional ist Blumenkohl, wenn man ihn aus der Region kauft. So einfach ist das. Blumenkohl aus China ist aus China. Und der aus Spanien kommt wahrscheinlich aus… na? Spanien! Aber wer weiss schon, wo das Saatgut herkommt, dass verwendet wird. Und wer weiss heutzutage schon, wo das Lebensmittel, das man so regional und nachhaltig auf dem Teller liegen hat, wirklich verarbeitet, gewaschen, gestutzt und geschnitten wurde.
Aber so genau sieht man das am Ende ja nicht mehr. Hauptsache, es ist alles abgedeckt, was gerade angesagt ist. Heiligenschein drauf. Aber vielleicht sollte man aber doch noch einmal erwähnen, dass dieser Blumenkohlreis nichts mit Reis zu tun hat. Es ist Blumenkohl. Nicht mehr und nicht weniger. Und er riecht und schmeckt auch nach Blumenkohl.
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as man allerdings sagen kann ist, dass man ihn statt Reis verwenden kann. Natürlich. Aber das kann ich auch mit Karotten. Oder einer Gurke. Genau genommen kann ich statt Reis auch einfach ein Steak braten. Peng. Aber darum geht es gerade nicht. Es geht um Blumenkohl. Und ja, der lässt sich schreddern, sieht dann aus wie Reis, und kann als Beilage zu allem verwendet werden. Statt Reis. Auch wenn ich skeptisch bleibe, wenn ich an Milchreis oder Risotto, Sushireis oder Reisauflauf denke. Dafür kann man diesen Blumenkohlreis zwar verwenden, wenn auch nicht uneingeschränkt. Ein Risotto mit Blumenkohl ist dann eben einfach Blumenkohl mit Käse. Ohne Reis. Und einen Milchreis aus Blumenkohl kann man machen, muss man aber mögen. Ich würde Blumenkohlreis deswegen auch nicht Reis nennen. Ich würde stattdessen Blumenkohl sagen. Aber wer will das schon wissen.

Lange Rede kaum Sinn. Und genug gemeckert. Warum ich dieses Rezept dennoch in meiner Sammlung habe, ist leicht erklärt. Dieser Blumenkohlreis ist unglaublich schnell gemacht, mal was anderes und auch eine gute Zubereitungsalternative für einen Blumenkohl der Sorte vorvorgestern, zwar noch frisch aber optisch vielleicht kein Kandidat mehr für die Wahl zum Blumenkohl des Jahres.
VORBEREITUNG
Aufbau der Küchenmaschine
Strunk und Blätter entfernen wenn sie nicht mehr ganz frisch sind, ansonsten kann alles mitverwendet werden
Limettenschale abreiben
Minzblätter waschen und abzupfen
ZUTATEN
1 Blumenkohl
Abrieb einer Limette plus Saft und/oder 1/2 Bund frische Minze
etwas Salz
Vegan: 1 EL Kokosöl oder Olivenöl
Egal: 1 EL Butter oder Ghee
ZUBEREITUNG
Rohen Blumenkohl etwas kleinschneiden, sodass er durch die Maschine passt.
Minzblätter und/ oder Limettenabrieb dazu.
Mit Salz würzen.
Alles zusammen fein schreddern.
Butter oder Kokosöl für die vegane Variante in einem Topf erhitzen und Blumenkohl darin anrösten. Das dauert nur wenige Minuten für etwas Biss und etwas länger, wer es weicher oder knuspriger haben möchte.
Fertig.
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