Von schlechter Laune, Applaus und einem Gefühl von Aspik.

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Tag 24 fühlt sich an wie in Aspik.

Ich sehe Fotos in der Tageszeitung von Menschen, die am Inn entlang flanieren. Und kann noch nicht glauben, was ich sehe. Ich habe schlechte Laune. Schlecht geschlafen. Und überhaupt ist die Gesamtsituation nicht zufrieden mit mir und ich auch nicht mit ihr.

Unser neu gestaltetes Zuhause lässt mich nicht freudig Luftsprünge machen. Ich würde gerne, aber die Stimmung um mich herum fühlt sich an wie Wackelpudding.

Es ist nicht alles gold was schweigt.

Schlechte Laune ist unsympathisch. Besonders, wenn es nicht meine schlechte Laune ist. Noch schlechtere Laune vom Gegenüber als Krönung obendrauf ist heute der Endgegner.

Wir schweigen.

Das macht allerdings nichts besser.

Die Medien erzählen denselben Mist wie schon seit Tagen. Experten klugscheissen um die Wette. Was gestern kacke war ist heute super. Und umgekehrt. Jeder will recht haben. Keiner weiss so genau, was richtig ist. Allen geht es nur um die Wirtschaft. Um Wachstum. Und um Dividenden.

Jeder will gelobt werden. Ich will niemanden loben. Keiner macht was wirklich gut. Wir sollen Helden feiern. Ich will keine Helden feiern. Ich will auch nicht am Fenster stehen und klatschen. Schon gar nicht gezwungenermassen. Wer interessiert sich denn sonst, wenn nicht gerade eine Krise ist, für LKW-Fahrer, Krankenschwestern und Supermarktverkäufer?

Wenn die Krise irgendwann vorbei ist, klatscht ihr dann auch noch?

Ich denke wohl kaum. Dann werden wir alle ganz schnell vergessen haben und alles wird wieder genau so sein wie vorher. Und wenn wir Pech haben vielleicht sogar noch schlimmer!

Wir möchten gerne kotzen. Aber mit leerem Magen kotzt es sich nicht gut.

Wir bestellen Essen. Das erste Mal überhaupt in der langen Ausgangssperre. Es wird indisch.

Die Lieferapp will unsere Kreditkarte nicht durchwinken. Wir brauchen drei Versuche. Sie hängt sich immer auf. Nicht die Karte sondern die App. Und wahrscheinlich wir uns gleich mit.

Der Liefertracker sagt was von geschätzten 56 Minuten. Wir müssen warten. 15 Minuten später sagt der Tracker noch 34 Minuten. Eine Minute später. Es klingelt. Das Essen ist da. Der Liefertracker ist ein Arschloch. Wollte uns wohl verscheissern. Witzig sein. Nicht witzig!

Das Essen schmeckt gut. Die schlechte Laune mag das Essen auch. Glück gehabt.

Unser neu arrangiertes Gemöbel starrt uns vorwurfsvoll an. Wir haben dem neuen Wohngefühl noch keine nennenswerte Aufmerksamkeit geschenkt. Aber wir können nichts dafür.

Die schlechte Laune hatte was dagegen.

Jetzt sitze ich an meinem neuen Platz. Gucke in dieselbe Wohnung, nur in eine andere Richtung. Es fühlt sich gar nicht schlecht an.

Morgen stelle ich die Vase woanders hin, die ich eigentlich ursprünglich umräumen wollte. Ich hoffe, die schlechte Laune ist dann anderweitig beschäftigt und besucht uns nicht mehr so bald. Ich habe nämlich keine Lust auf diese Art Besuch.

STAYHOME DIARY ✗ Tag 24

honestly, why not?

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