Wir sind heute einmal um den Block gelaufen. Ohne Grund. Nur des schönen Wetters wegen. Frische Luft schnappen, nach der langen Zeit, in der wir brav nur zum Einkaufen raus gegangen und sonst konsequent zuhause geblieben sind. Es war ein klitzekleiner Spaziergang, keine 20 Minuten lang. Ich wollte nur mal eben gucken, ob die Bäume an der Friedhofsmauer schon blühen.
Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen. Weil ich grundlos draussen war. Und er ist sowieso schlecht gelaunt. Es gibt dafür eigentlich keinen Grund. Aber ich bin schuld. Weil ich kurz raus wollte, mir aber nicht sicher war. Und weil ich nachgefragt hatte, ob es okay wäre, wenn wir kurz um den Block gehen.
Es war wohl nicht okay.
Ich habe währenddessen trotzdem etwas Sonne getankt, soweit das möglich war, die Luft eingeatmet und schnell die Bäume fotografiert. Jetzt sitze ich bei einem Kaffee zuhause, denke über mein Leben nach und tippe Buchstaben auf den Bildschirm.
Dieser Ausnahmezustand ist anstrengend. Ausgangssperren machen das Leben nicht einfacher. Und dieses STAY HOME wird zwischendurch immer mal wieder zu einer ganz schönen Herausforderung.
Vielleicht wird irgendwann alles wieder gut. Momentan fühlt sich alles sehr anstrengend und teilweise auch sehr sinnlos an. Ich bin müde.
In unserem Wohnkomplex klingt es überall nach Party. Stimmen, Gelächter, ausgelassene Stimmung von allen Seiten. Als wäre alles normal. Das mag man ja okay finden, aber es ist irgendwie nicht okay. Aus dem einfachen Grund, weil es sich unangebracht anfühlt. Aber manchen ist das egal.
Für einige scheint dieser Virus bereits in weite Ferne gerückt zu sein.
Viele wollen unbedingt weitermachen mit ihrem Leben. Wie zuvor. Man fühlt es richtig. Überall wird bereits mit den Hufen gescharrt. Dabei habe ich gerade gelesen, dass einige bereits gesunde ehemals positiv Getestete wieder erkrankt sind. Als würde sich dieses Virus reaktivieren. Rückfälle? Ich will gar nicht darüber nachdenken, was das im schlimmsten Fall bedeuten könnte. Hoffentlich nur ein Irrtum.
Im Fernsehen liegt ein Papst auf dem Boden. Es ist Ostern. Da liegt man wohl auf dem Boden rum. Ich bin skeptisch, ob so etwas je geholfen hat. Gehe ich gedanklich in der Geschichte etwas zurück, würde ich “nicht wirklich” behaupten wollen. Mir fallen da auf Anhieb einige Ereignisse ein, die durch beten, auf dem Boden liegen, auf Knien irgendwohinrobben oder durch das Anzünden von Kerzen und Räucherwerk nicht unbedingt besser geworden sind. Aber wer bin ich schon, um das beurteilen zu können.

Ich bleibe jedenfalls skeptisch. Und finde, es wäre gerade jetzt an der Zeit, einfach mal aufzutauchen. Wäre ich Gott. Aber er scheint da anderer Meinung zu sein. Wahrscheinlich ist er gerade anderweitig beschäftigt. Einige Glaubensgruppen sind der Auffassung, seit 1914 regiere Jesus auf der Erde irgendwo unsichtbar vor sich hin.
Das scheint ja jetzt auch nicht sonderlich gut zu funktionieren. Und ob die Idee mit der Unsichtbarkeit eine so Gute ist wage ich auch zu bezweifeln. Aber was weiss ich schon.
In Krisenzeiten jedenfalls macht Religion für mich noch weniger Sinn als sonst. Denn mal ehrlich – wenn Gebete wirklich helfen, so wie alle sagen, dann weiss ich nicht wenn ich mich so umsehe, ob nicht zu beten vielleicht die schlauere Idee wäre.
Schwieriges Thema.
Da aber gerade Ostern ist, kommt man um dieses Thema nun einmal nicht so ganz herum.
So ist das eben. Aber Glaube hin oder her. Es ändert ja doch nichts. Soll jeder machen wie er meint.
Unser Ostern wird jedenfalls nicht besonders spektakulär ausfallen. Wir essen Schokoladenhasen. Und Schokoladeneier. Die wir vorher nicht versteckt haben. Wir kochen irgendwas mit Ei. Vielleicht backe ich noch irgendwas . Früher gab es zuhause zu Ostern immer einen Hefezopf. Ich hab da noch irgendwo ein Rezept. Wahrscheinlich backe ich uns also noch einen Osterzopf.

https://somewheregirl.com/einfacher-hefefeig-leckerer-hefezopf/
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