Echt jetzt?
Toll.
Jetzt ist es passiert.
Ich habe mich breitschlagen lassen.
Und die Folgen sind noch nicht einmal abzusehen.
Yay!
Wovon ich rede?
Von Facebook.
Dieser Plattform, bei der gefühlt jeder ist. Nur ich nicht.
Bis gestern.
Denn seit gestern habe ich einen Facebook-Account. Und ich weiss nicht einmal warum.
Es hat sich einfach so ergeben. Nicht, weil ich musste. Aber auch nicht weil ich grossartig neugierig war. Sondern einfach, weil ich’s mal ausprobieren wollte. Oder um es genau zu erklären – ich habs einfach gemacht ohne darüber nachzudenken.
Ergebnis: Facebookmitglied.
Hm… Komisches Gefühl inklusive.
Will ich wirklich Teil davon sein?
Ich glaube nicht so wirklich.
Bis gestern hatte ich mich ja durchaus erfolgreich gegen eine Anmeldung gewehrt.
Ich wusste nämlich schlicht nicht, was ich mit Facebook anfangen sollte.
Und ganz ehrlich – ich weiss es immer noch nicht so wirklich.
War also eine ganz besonders tolle Idee.
Jetzt bin ich also “auf Facebook” wie man so schön sagt. Und gucke auf den Bildschirm wie der Ochs vorm Berg steht.
Was macht man denn auf Facebook so?
Bin ich überhaupt schon alt genug für Facebook? Vielleicht ist das mein Problem? Ich habe nämlich den leisen Verdacht, dass man für Facebook alt genug sein muss um das Prinzip bzw. den Sinn zu verstehen.
Ich durchsuche meine Accounteinstellungen nach einer plausiblen Selbsterklärung. Finde allerdings nur unendliche Einstellmöglichkeiten und aufploppende Fragen, die sich mir so überhaupt nicht erschliessen wollen.
Willkommen in meinem Leben, lieber Facebook-Algorithmus. Mal sehen ob wir Freunde werden können. Bis jetzt sieht es jedenfalls nicht gut aus.
Mein Online-Leben hatte sich bis gestern ganz entspannt auf drei wesentliche Dinge beschränkt, die mir bis jetzt eigentlich völlig ausgereicht haben:
Ich habe einen Instagram-Account. Bilder gucken. Das finde ich selbsterklärend. Jeder guckt gerne Bilder – ich auch.
Früher hat man stundenlang Zeitschriften durchgeblättert. Mama war stolze Abonnentin von Bunte, Gala, Freundin, Brigitte und wie sie alle heissen. Zuhause gab es also immer genug Material für gemütliche Stunden.
Ich habe dieses Durchblättern geliebt. Aber leider ist diese Tätigkeit irgendwann ausgestorben.
Diesen Job übernimmt für mich jetzt immer öfter Pinterest. Nicht ganz so schön retro aber durchaus zweckerfüllend. Und ebenfalls selbsterklärend.
Wenn ich Inspiration brauche gehe ich also auf Instagram oder Pinterest.
Wenn ich mich über das Weltgeschehen auf dem Laufenden halten will lese ich Online-News.
Und tadaa – ich habe diesen Blog, auf dem ich über mich und die Dinge schreiben kann, die mich ausmachen, die ich erlebe, die ich teilen möchte. Auch irgendwie selbsterklärend.
Ich könnte vielleicht noch twittern wenn ich wollte, finde mich selbst aber jetzt nicht so wichtig als dass ich das Bedürfnis hätte, dort auch noch aktiv zu sein. Obwohl ich natürlich auch stolze Besitzerin eines Twitteraccounts bin. Alles, was ich damit bis jetzt gemacht habe beschränkt sich allerdings darauf, meinen Account-Namen zu ändern. Das ist doch schon mal was. Und ich darf mich quasi täglich, Push-Benachrichtigungen sei dank, darüber erfreuen, dass diverse Twittermenschinnen gerne darüber schreiben, wie ihr Tinderabend verlaufen wird oder verlaufen ist. Ich habe keine Ahnung, wieso mir Nachrichten dieser Art in mein Aufmerksamkeitsfeld gespült werden. Aber ich habe still in Verdacht, dass die paar Hansel, denen ich auf Twitter folge, irgendetwas damit zu tun haben könnten. So ein Algorithmus ist wohl eine ganz schöne Petze.
Und jetzt Facebook. Aber was mache ich jetzt mit diesem Facebook-Account? Ich finde Facebook nicht selbsterklärend.
Was macht man auf Facebook wirklich?
News lesen? Mach ich woanders.
Fotos gucken? Eher nicht.
Termine eintragen? Wieso? Ich hab einen Kalender.
Termine von anderen abrufen? Ist Facebook vielleicht einfach nur eine Art Onlineflyer? Ist das die einfache Erklärung nach der ich suche? Ich hoffe doch nicht! Denn das wäre den Aufwand ja wohl kaum wert.
Ich könnte jetzt auf Facebook die Welt darüber informieren dass ich gerade – ja was eigentlich – mache… Hm ich weiss nicht.
Vielleicht kann ich Facebook als eine Art Klassentreffen nutzen? Alte Bekannte und Freunde von früher wiederfinden? Das macht eventuell Sinn. Aber wieso sollte ich das wollen? Früher war nicht alles besser. Schon gar nicht die Schulzeit. Und nicht jeden den man mal kannte will man unbedingt wiedertreffen.
Ganz davon abgesehen dass ich kaum erwarten kann, dass jeder der auf Facebook einen Account hat diesen auch unter seinem Klarnamen führt. Das wäre doch sehr verwunderlich.
Wie finde ich also alte Freunde wieder die sich statt mit Vor- und Nachnamen mit Super Held, Mau Sipups oder Der Onliner angemeldet haben.
Ich denke garnicht. Zweck also verfehlt.
Meine Registrierung lief übrigens alles andere als reibungslos. Meine E-Mail Adresse wurde prompt abgelehnt.
Okay. Unsere Beziehung scheint auf Grundlage einer besonders guten Basis zu liegen. Beste Voraussetzungen also. War dieser holprige Start etwa ein Zeichen?
Ich habe das Zeichen ignoriert.
Als ich mir diese Pseudo-Gratis-Mitgliedschaft in der wohl weltweit grössten Community zugelegt habe war mir dabei durchaus sehr bewusst, dass ich viel dafür bezahle.
Dass wir das alle tatsächlich freiwillig machen – irgendwie unheimlich.
Jetzt bin ich also registriert.
Und ich habe direkt ein mulmiges Gefühl.
Übrigens kann Facebook sehr deprimieren.
Ich dachte ich kann mich nach meiner Registrierung vor Informationsflut erst einmal kaum retten. Stattdessen gucke ich auf ein völlig leergefegtes Profil. Seltsam einsam. Als würde man von niemandem gemocht werden.
Ich glaube Facebook tut mir jetzt schon nicht gut.
Milliarden sind Teil davon und nicht ein einziger wird mir als potentieller Freund vorgeschlagen. Hilfe! Spontandepression.
Man kann sich also im Internet tatsächlich noch einsamer fühlen als man es im realen Leben schon tut. Ich bin ein wenig erschüttert. Wo soll das alles nur hinführen.
Aber ich warte jetzt erst einmal ab. Ich denke so schnell geht das alles dann doch nicht. Und wer weiss, vielleicht finde ich es nächste Woche schon gar nicht mehr so seltsam, “auf Facebook” zu sein. Ich gebe dem ganzen jetzt einfach mal eine Chance – was bleibt mir auch anderes übrig. Registriert bin ich ja. Das löscht sich ja jetzt sowieso nicht mehr so schnell.

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